Online-Semester: Hochschulen digitalisieren sich im Hauruckverfahren
2020.06.03 - admin

Anfangs taten sich die Hochschulen schwer – doch nun ist klar: Das Sommersemester 2020 ist das erste Online-Semester. Der Umbau fand innerhalb weniger Wochen im Hauruckverfahren statt. Online-Vorlesung, Lehrvideo, digitale Sprechstunde – was früher ein netter Zusatz war, muss nun für fast drei Millionen Studierende funktionieren.
Das ist – zumindest oberflächlich betrachtet – erstaunlich gut gelungen. Flächendeckende andauernde Serverausfälle blieben aus. Das lag vor allem daran, dass viele Hochschulen schnell von eigenen Plattformen zu Drittanbietern wie Zoom übergingen.
Doch die Digitalisierung kostet viel Geld. Der Bund muss den Hochschulen dringend helfen, fordert die Opposition: Bisher „lässt der Bund die Hochschulen mit der Mammutaufgabe digitale Lehre komplett allein“, kritisiert etwa die grüne Innovationspolitikerin Anna Christmann. Sie fordert, der Bund müsse „noch vor der Sommerpause eine Digitalisierungspauschale auf den Weg bringen“. Eine solche Pauschale von rund 100 Euro pro Student und Jahr hatte auch die Expertenkommission für Forschung und Innovationen schon Anfang 2019 vorgeschlagen.
Die FDP fordert, Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) müsse für Digitalisierung „kurzfristig Gelder aus dem Hochschulpakt umwidmen“, der eigentlich der Bewältigung der Studentenmassen dient. Zudem sei eine bundesweite Beratungsstelle für digitale Lehre nötig, meinen die Liberalen im Bundestag. Karliczek indes sieht sich nicht in der Pflicht. Ihr Haus verweist auf die Hilfspakete, die es schon vor Corona gab – und auf die für die Hochschulen zuständigen Länder.
Diese agieren bisher extrem unterschiedlich: Das mit Abstand größte Sonderprogramm schob die schwarz-grüne Koalition in Hessen an: Dort schnürten die Wissenschaftsministerin und die Digitalministerin ein Paket von 112 Millionen Euro bis 2024. NRW machte 20 Millionen Soforthilfe locker, Berlin zehn, Niedersachsen immerhin acht. Doch es gibt eine Reihe von Ländern, in denen bisher nichts passiert ist.
Die Sonderprogramme ermöglichen nun Online-Lehre auf breiter Front. „Aber die Digitalisierung ist eine Daueraufgabe, die man nur mit der entsprechenden Grundfinanzierung leisten kann“, sagt der Digitalisierungsexperte der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Martin Rademacher. „Sonst landen wir wieder beim Vor-Corona-Zustand: Digitales wird aus Projektmitteln finanziert, und wenn die beendet sind, verschwinden die Mitarbeiter und die Expertise, und es gibt auch keine Updates für Hard- und Software mehr.“ Immerhin habe die Coronakrise den Hochschulen aber einen „flächendeckende Praxistest beschert, was funktioniert und was nicht“.
Es gibt OptimierungsbedarfDas ist umso wichtiger, als es nicht nur darum geht, den Sommer der Pandemie zu überstehen, sondern einen echten qualitativen Schub für die Digitalisierung zu erreichen – sagen alle Experten und Politiker unisono. Denn aktuell „fehlt es natürlich vielfach an didaktisch ausgefeilten Konzepten“, so Rademacher. „Erstens wird eine schlechte Vorlesung nicht besser, wenn man sie aufnimmt. Zweitens hat man online natürlich enorme Zusatzmöglichkeiten: vom Erklärvideo bis zu Grafiken.“ In der Praxis dominiere aktuell die Videokonferenz als Ersatz für Vorlesung und Seminar. „Ideal wäre, Lehrvideos aufzunehmen und dann in einer Konferenzschalte offene Fragen zu klären. Das ist aber eher noch die Ausnahme.“
„Sehr viele große Baustellen“ sieht auch Oliver Janoschka, Leiter der vom Bund geförderten Geschäftsstelle des 2014 gegründeten „Hochschulforums Digitalisierung“, einer Initiative von Stifterverband, HRK und Centrum für Hochschulentwicklung. Denn „viele Online-Angebote sind unter viel Druck mit heißer Nadel gestrickt und daher optimierbar, der IT-Support für Lehrende und Studierende häufig unterbesetzt“. Teilweise seien auch ganze Gruppen, wie etwa Lehrbeauftragte, gar nicht integriert, hätten mitunter nicht mal eine E-Mail-Adresse der Hochschule.
Vielfach seien die Entscheidungsstrukturen für die Digitalisierung unklar und das IT-Management nicht strategisch aufgestellt. Generell sollten die Hochschulen bei der Digitalisierung auch „auf jeden Fall das Wissen und die Energie der Studenten nutzen – da ist sehr viel zu holen“, empfiehlt Janoschka.
Für eine „gute Digitalisierungsstrategie, die nicht nur die Technik, sondern auch die Pädagogik und den Organisationsentwicklungsprozess nach vorn bringt, müssten sich die Hochschulen aber unbedingt miteinander auch über Landesgrenzen vernetzen, zentrale Servicestellen einrichten und gegenseitig erfolgreiche Programme übernehmen“, fordert er.
Online-Prüfungen: ein „ganz heißes Eisen“
Bisher sei „der Föderalismus hier eher ein Hindernis – an der Landesgrenze ist meist Schluss“, so Janoschka. Besser laufe das etwa in den Niederlanden, „dort hat sich das Ministerium dazu schon vor längerer Zeit mit allen Hochschulen zu einer Acceleration Agenda für die Digitalisierung zusammen getan“.
Im Vergleich der Bundesländer weit vorn liegt Bayern. Der Freistaat gründete schon vor zehn Jahren eine „Virtuelle Hochschule Bayern“ als zentrale Servicestelle für Studenten und Lehrende. Davon profitieren Bayerns Hochschulen nun in der Krise enorm, attestieren die Experten.
„Ein ganz heißes Eisen“ sind aber überall noch Online-Prüfungen, berichtet Janoschka. „Da spielt sich derzeit viel notgedrungen in einer rechtlichen Grauzone ab.“ Hier müssten „die Hochschulen mutig und pragmatisch agieren und die Länder schnell rechtliche Regeln liefern“.
Praktiziert werden online bereits mündliche Prüfungen, auch Hausarbeiten werden digital eingereicht. Schwierig wird es bei echten Klausuren. Die können heute allenfalls als „Open-Book-Variante“ organisiert werden, also mit Erlaubnis aller Hilfsmittel. Im Ausland gibt es Software-Anbieter, die echte Klausurprogramme anbieten, so Janoschka, doch das sei hierzulande noch kein Thema. Noch hofften die meisten Hochschulen offenbar, dass sie am Ende des Semesters wieder Präsenzprüfungen durchführen dürfen – und wenn sie im Audimax stattfinden.
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